Studie: Strategische Bedeutung der Digitalisierung scheint erstmals zu sinken

Zum ersten Mal nach vier Jahren der Befragung zur Zukunftsfähigkeit deutscher Unternehmen scheint die strategische Bedeutung der digitalen Transformation zu sinken. Damit steht die große Frage im Raum, ob der große Teil der deutschen Unternehmen überhaupt schon richtig mit der Digitalisierung angefangen hat.

Die Studie von etventure in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut GfK zur Digitalen Transformation in Deutschland erscheint bereits vier Jahre in Folge. Die Ergebnisse der letzten Jahre haben durchaus gezeigt, dass der digitale Wandel sich eher langsam vollzieht. Im vierten Jahr scheint der Wandel nun zu stocken. Zwar haben viele der deutschen Unternehmen erkannt, wie hoch die Dringlichkeit des Themas ist. Grundsätzlich erhält man jedoch den Eindruck, dass sich vor allem in Bezug auf digitale Innovationen, neue digitale Geschäftsmodelle und digitale Services sowie im Bereich nachhaltiger Digitalumsätze in Deutschland kaum etwas getan hat. Denn Digitale Transformation bedeutet für 67% der befragten Unternehmen die „Digitalisierung des bestehenden Geschäftsmodells“ und nur für 21% die „Entwicklung neuer Geschäftsmodelle“.

Durchgeführt wurde eine repräsentative Befragung unter 2.000 deutschen Unternehmen. Befragt wurden dabei Entscheidungsträger, welche sich intensiv mit dem Thema der Digitalisierung im Unternehmen befassen.

Die häufig genannten Hemmnisse bei der Digitalisierung sind der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern (76%), fehlende Zeit (50%) und fehlende Erfahrungen (45%). Vor allem, dass das bestehende Personal nicht über ausreichende Qualifikationen für die Veränderungen durch die Digitalisierung verfügt ist ein häufig angesprochenes Thema – auch in anderen Studien und Befragungen. Die größten Wettbewerbsbedrohungen sehen die Befragten bei den Konkurrenten aus der eigenen Branche und nicht wie zumeist erwartet durch große Tech-Unternehmen wie Google oder Amazon. Sogar fast die Hälfte der Unternehmen (46%) gibt an, dass sie ihren Umsatz auch ohne digitale Maßnahmen noch für die nächsten drei Jahre konstant halten können.

Hervorzuheben ist, dass 65% der Befragten keine oder durchweg nur positive Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitsplatzbilanz sehen. Damit sei die Angst der Mitarbeitet ihren Arbeitsplatz zu verlieren zunächst nicht gerechtfertigt. Bereits etablierte Methoden in den Unternehmen um ihre Mitarbeiter auf die Digitalisierung vorzubereiten sind das Homeoffice (76%), eine Scheiterkultur (72%) und die Weiterbildung der Mitarbeiter in den Bereichen agile Methoden und digitales Know-How (71%).

Gemäß den befragten Unternehmen sind die einflussreichsten Technologien heutzutage BigData (72%), Plattformökonomie (62%) und Künstliche Intelligenz (57%). Dennoch sind dies nicht die Technologien in denen Deutschland sich in den Spitzenpositionen befindet – gemäß den Befragten sind dies die Robotik (41%) und die flexible Produktion (41%).

Am Ende trifft es die Aussage von Philipp Depiereux (Gründer & Geschäftsführer etventure) ziemlich gut auf den Punkt. Laut ihm „versuchen die Unternehmen hierzulande aber noch immer, die Herausforderungen der Digitalisierung mit den alten Methoden und Vorgehensweisen anzugehen. Die Ingenieursgeprägten Deutschen suchen so lange perfekte Lösungen für den Aufbruch in die Digitalisierung, bis sie Gefahr laufen, den Anschluss verpasst zu haben.“ [1]

So würde sich auch Staatsministerin für Digitalisierung Dorothe Bär sich wünschen, dass die Deutschen ihren Bedenkträgermantel abwerfen und wir im Jahr 2030 eine Vision in Deutschland sehen, „in der bei den meisten Menschen die Lust auf Neues die Angst vor der Digitalisierung besiegt hat.“ [2]


[1] Etventure (2019): Studie Digitale Transformation 2019 – Die Zukunftsfähigkeit der deutschen Unternehmen, S. 2

[2] Etventure (2019): Studie Digitale Transformation 2019 – Die Zukunftsfähigkeit der deutschen Unternehmen, S. 2

Beitrag veröffentlicht am 22. Januar 2020 und zuletzt aktualisiert am 1. Januar 2022.