Kurzanalyse zieht Zwischenbilanz zu den Auswirkungen von Covid-19 auf Digitalisierung und Umwelt

Die „Zwischenbilanz Covid-19: Umweltpolitik und Digitalisierung“ vom Wuppertalinstitut und Ernst & Young analysiert die Daten verschiedenerer öffentlich verfügbarer Quellen (vgl. dort S. 4) zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Eindämmungsmaßnahmen auf zwei der großen gesellschaftlichen Themen unserer Zeit: Digitalisierung und Umwelt. Dabei tragen die die Autoren spannende Entwicklungen zusammen und ziehen Schlussfolgerungen zu den Themenbereichen Homeoffice und Geschäftsreisen, Onlinehandel sowie Kommunikationsintrastrukturen.

Homeoffice und Geschäftsreisen

Während des Social-Distancings konnten 1/4 aller Tätigkeiten ins Homeoffice verlegt werden und Videokonferenzen haben sich mehr als verdoppelt. Das hat zu einem Rückgang an Verkehren in diesem Bereich geführt und den Bedarf an Büroflächen potentiell reduziert. Durch die Lockerungen sind diese Verhaltensänderungen aber schon wieder rückläufig. Die Autoren schätzen, dass sich durch zeitnahe Maßnahmen der Routinewechsel verstetigen ließe und zu einem Rückgang im Personenverkehr von 8% führen könnte.

Nach zwei unterschiedlichen Befragungen gehen 31% bzw. 41,5% davon aus, künftig weniger Geschäftsreisen zu machen. Die Mehrheit erwartet demnach, dass künftig interne Abstimmungen und Meetings mit Geschäftspartnern durch Videokonferenzen ersetzt werden könnten.

Dauerhaft nehmen die Autoren ein Potential von 25-30% der Arbeitsplätze an, die ins Homeoffice verlagert werden könnten. Es handelt sich dabei vor allem um Gutverdienende mit hohem Bildungsstandard.

Mit Blick auf die umweltpolitische Digitalagenda des Bundesumweltministeriums schlagen die Autoren eine steuerliche Anrechenbarkeit für Homeoffice-Ausgaben wie Infrastruktur und Weiterbildung vor. Außerdem halten sie eine Interoperabilität für Videoplattformen für sehr erstrebenswert um sie kundenfreundlicher und niederschwelliger zu machen.

Onlinehandel

Im April 2020 sind 60% mehr Käufe online abgewickelt worden als im April 2019. Es wurde vermehrt bei großen Online-Handelsplattformen bestellt. Die Absicht künftig online mehr einzukaufen, ist weltweit größer als in Deutschland. Dieser Unterschied ist im Bereich Lebensmittel besonders groß.

Während des „Shutdowns“ stieg deutschlandweit das Interesse über die Google-Suche sprunghaft nach lokalen und regionalen Online-Einkaufsmöglichkeiten. Hier erscheint es laut der Autoren sinnvoll dieses Interesse aufzugreifen und mit Investitionen und Förderungen regionaler Werschöpfungsketten die Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit lokaler Strukturen zu stärken.

Daten, Internet und Kommunikationsinfrastrukturen

Über den größten Internetknoten in Deutschland, den DE-CIX in Frankfurt, wurde im März ein sprunghafter Anstieg des Datenverkehrs von 10% verzeichnet, der sich danach auf hohem Niveau stabilisiert hat. Dieser Anstieg wurde insbesondere durch die Zunahme von Videokonferenzen (+120%), der erhöhten Nutzung von Streaming-Diensten und Cloud-Gaming verursacht (+30%). Auch die Mobilfunk- und Festnetzbetreiber verzeichneten eine stark erhöhte Nutzung.

Die Autoren betonen die Bedeutung der Verfügbarkeit einer leistungsstarken Breitbandversorgung für die gesamte Bevölkerung, die Wirtschaft und Gesellschaft. Im Rahmen von Konjunkturpaketen sehen sie die Chance eine Stärkung der digitalen Infrastrukturen konsequent an Energie- und Ressourceneffizienz auszurichten sowie eine bessere Auslastung und nachhaltige Energieversorgung durch erneuerbare Energien zu erreichen. Wichtiger Ansatzpunkt kann eine höhere Transparenz dieser kritischen Infrastrukturen sein, um darauf aufbauend Energieeffizienzkriterien verbreitert anzuwenden und weiterzuentwickeln.

Zur vollständigen Kurzanalyse mit Quellenangaben: https://www.bmu.de/download/zwischenbilanz-covid-19-umweltpolitik-und-digitalisierung/