Fehlendes Knowhow, mangelnde Infrastruktur, Finanzierungsprobleme und unzureichende Strategie: Das sind die vier wichtigsten Hemmnisse der Digitalisierung im Mittelstand, die im aktuellen KfW-Digitalisierungsbericht 2021 herausgearbeitet werden. Außerdem wird darin basierend auf mehreren quantitativen Unternehmensbefragungen der Verlauf der Digitalisierungsaktivitäten in den letzten Jahren beschrieben. Wir fassen im Folgenden die wichtigen Aussagen zusammen.
Digitalisierungshemmnisse in Unternehmen
Der Bericht führt vier zentrale Digitalisierungshemmnisse an, verbunden mit Ansatzpunkten wie ihnen begegnet werden kann:
1. Fehlendes Knowhow im Unternehmen
- ist für ein Drittel der Mittelständler von mittlerer oder hoher Bedeutung
- betrifft die ganze Breite der Belegschaft
- es fehlt an IT-Fachkräften
- Ansatzpunkte:
- Bildung in früher Lebensphase, IT-Wissen in die Ausbildungsinhalte aller Laufbahnen integrieren
- kurzfristig verstärkte Anstrengungen für Weiterbildung von Belegschaften in IT-Kenntnissen und Ausbildung von IT-Fachkräften
- Bei den Aus- und Weiterbildungen sind neben den Unternehmen auch Unterstützung aus der Wirtschaftspolitik gefragt mit entsprechenden Anreizen wie Förderkrediten, Kostenerstattungen, steuerlicher Förderung, aber auch Zertifizierungen, Orientierung und Qualitätssicherung
2. Mangel an digitaler Infrastruktur
- ist für zwei Fünftel der Mittelständler relevant
- Defizite vor allem im ländlichen Raum
- auch viele Unternehmen in Ballungsräumen mit besserer Anbindung als auf dem Land bemängeln die Qualität der Internetverbindung als einen Engpassfaktor
- Ansatzpunkte:
- Vereinfachung von Förderbedingungen, damit auch kleine Anbieter mit wenig Personal Förderprogramme in ansonsten schwer rentablen Gebieten nutzen können
- zusätzliche finanzielle Unterstützung lokaler Netzanbieter
3. Finanzierungsproblematik
- betrifft ein Fünftel der mittelständischen Unternehmen
- Problematik könnte an Bedeutung gewinnen, sobald mehr Unternehmen höhere Investitionen in die Digitalisierung anstreben
- Grund ist auch der innovative Charakter von Digitalisierungsvorhaben, der mit Unsicherheiten über das Erreichen von Zielen und Schwierigkeiten bei der Bewertung durch potenzielle Geldgeber einhergeht
- Ansatzpunkte:
- gezielte finanzielle Anreize für Digitalisierungsvorhaben setzen, orientiert am Reifegrad der jeweiligen Technologie, in Form von
- Zuschüssen
- zinsgünstigen Krediten
- steuerlicher FuE-Förderung
- Beteiligungsfinanzierung für Start-ups
- Weiterentwicklung von Instrumenten wie Leasing oder Mezzanine-Kapital
- gezielte finanzielle Anreize für Digitalisierungsvorhaben setzen, orientiert am Reifegrad der jeweiligen Technologie, in Form von
4. Unzureichende Berücksichtigung des strategischen Aspekts
- nur ein Fünftel verfügt über eine explizite Digitalisierungsstrategie
- Ansatzpunkt ist Sensibilisierung der Unternehmen etwa zu folgenden Themen:
- Positionierung auf Märkten
- Erschließung neuer Kundengruppen
- Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle
Entwicklung der Digitalisierungsaktivitäten im Mittelstand
Basierend auf den KfW-Mittelstandspanelen und -Sonderbefragungen 2014 bis Herbst 2021 wird im aktuellen Bericht beschrieben, wie sich die Digitalisierungsaktivitäten in mittelständischen Unternehmen während der Zeit der Corona-Pandemie verändert hat.
- Nach einer konjunkturbedingten Drosselung 2019 kam es im ersten Pandemie-Jahr 2020 zu mehr abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben und auch höheren Digitalisierungsausgaben. Diese Entwicklung setzte sich 2021 fort.
- Große Mittelständler investierten im Schnitt ein Vielfaches mehr für ihre Digitalisierung und starten mehr Vorhaben als kleine Unternehmen. Relativ zu ihrer Größe und ihrem Umsatz waren kleinere Unternehmen aber stärker belastet.
- Mit der Pandemie 2020 kam es zu einer Verschiebung bei der Art der Digitalisierungsvorhaben. Kurzfristig wirksame Maßnahmen wie Digitalisierung von Kunden- und Zulieferkontakten oder digitale Marketing- und Vertriebskonzepte waren häufiger als etwa die Verknüpfung der IT mehrerer Betriebsbereiche.
- In einer Sonderbefragung im Herbst 2021 berichteten insbesondere die Unternehmen von verstärkten Digitalisierungsaktivitäten, die mit Nachfrageverschiebungen hin zu digitalen Produkten, Dienstleistungen, Vertriebswegen rechnen. Hier könnte die lang andauernde Pandemie bei den Unternehmen zu einem Umdenken geführt haben.
- Die Digitalisierung während der Corona-Krise ist allerdings kein Selbstläufer: Auch im Herbst 2021 führte ein Viertel nach wie vor keine Digitalisierungsaktivitäten durch.
Weitere Zusammenfassungen von Berichten und Studien zur Entwicklung der digitalen Transformation finden Sie unter Zahlen, Daten, Fakten.
Beitrag veröffentlicht am 27. April 2022 und zuletzt aktualisiert am 1. Juni 2022.