Digitalisierung in kleinen und mittleren Unternehmen – Was wurde 2013 bis 2020 gelernt?

Es gibt immer wieder neue Studien, die sich mit der Digitalisierung der Wirtschaft beschäftigen. Jede legt andere Schwerpunkte, z.B. auf ein bestimmtes Jahr oder eine Branche. Nach dem Lesen stellt sich aber die Frage, wie die Ergebnisse einzuordnen sind. Bestätigen sie bereits bekannte Ergebnisse oder sind sie eine Ausnahme? Um das einordnen zu können, hilft das Wissen aus Überblicksstudien. Eine solche stellen wir ihnen nun vor. 

Die Studie hat das Ziel einen Überblick über den Stand der Forschung in Deutschland zu geben. Dazu wurden zwei Metastudien und 16 Einzelstudien aus der angewandten Wirtschaftsforschung aus den Jahren 2013 bis 2020 zusammengefasst.

Was die wesentlichen Aussagen dieses Forschungsüberblicks sind, hier kurz und knapp:

  • Eine hohe Bedeutung der Digitalisierung sieht der Großteil der Unternehmen. Aber Unternehmen mit geringerem Umsatz und Bauunternehmen sehen in der Tendenz eine niedrigere Bedeutung.
  • Der Grad der Digitalisierung unterscheidet sich nach Branche, Unternehmensgröße und Umsatzstärke. Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Finanzdienstleistung und Handel ist die Digitalisierungsgrad höher als in den Bereichen von Bau, Gesundheit und verarbeitendem Gewerbe. Größere und umsatzstärkere Unternehmen haben eher einen höheren Digitalisierungsgrad.
  • Die Investitionen in die Digitalisierung werden in den Studien insgesamt als zu gering eingestuft. Die Investitionen werden voraussichtlich auch in naher Zukunft nicht bemerkenswert zunehmen.
  • Der Nutzen von digitalen Technologien wird von den Unternehmen am höchsten im Rechnungswesen, Vertrieb und Beschaffungswesen eingeschätzt. Am geringsten erscheint er ihnen in der Strategieentwicklung, Produktion und Personalabteilung. Dort wird entsprechend auch am wenigsten digitalisiert.
  • Was IT-Sicherheit und Cloud-Computing angeht, sind fast alle Unternehmen zumindest etwas unsicher oder skeptisch.
  • Eine positive Einstellung zur Digitalisierung hat ein Großteil der Unternehmen. Sie erwarten sich durch Vereinfachung von Prozessen und Betriebsabläufen höhere Effizienz, Kostenersparnisse und Wettbewerbsfähigkeit. 
  • Die eigenen Digitalisierungskompetenzen bewerten Unternehmen in den IuK- sowie Dienstleistungsbranchen zu großen Teilen als sehr hoch, in Handelsunternehmen als mittelstark und im verarbeitenden bzw. Baugewerbe eher als schwach. 
  • Eine Digitalisierungsstrategie hat ein Großteil der Unternehmen nicht. Je höher der Digitalisierungsgrad desto eher gibt es auch eine unternehmensspezifische Digitalisierungsstrategie. Bei größeren Unternehmen ist die Digitalisierung auch häufiger Teil der Geschäftsstrategie.
  • Hemmnisse der Digitalisierung sind an erster Stelle mit der IT-Sicherheit und dem Datenschutz einhergehende Unsicherheiten. Den erforderlichen administrativen Aufwand des IT-Managements können KMU nur begrenzt leisten. Externe Spezialisten anzuwerben ist ebenso ein Hemmnis wie die schwere Einschätzbarkeit von Kosten und Wirtschaftlichkeit von Digitalisierungsmaßnahmen. Weitere Hemmnisse sind fehlendes Fachpersonal und der Mangel an digitaler Infrastruktur. 

Quelle: Brockhaus, Carsten Philipp; Bischoff, Thore Sören; Haverkamp, Katarzyna; Proeger, Till; Thonipara, Anita (2020): Digitalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland – ein Forschungsüberblick, Göttinger Beiträge zur Handwerksforschung, No. 46, Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh), Göttingen https://dx.doi.org/10.3249/2364-3897-gbh-46 

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